Was Google denkt
Was Google über die Region Südwestfalen denkt
Mit der Suche „Trends“ bietet der US-Suchmaschinenriese Google mittlerweile eine detaillierte Statistik über die Anfragen seiner Nutzer an. Auch Südwestfalen wird dabei immer stärker von der Sammelwut des Internetgiganten erfasst. Anlass für die WESTFALENPOST, einmal genauer nachzuforschen, was Google eigentlich über die Region „denkt“.
Das Uferfest in Siegen und der Lions Adventskalender 2016 – das waren die beiden Themen, die von den Südwestfalen in den letzten zwölf Monaten bei Google besonders nachgefragt wurden. Ein Blick in die Suchstatistiken seit 2004 offenbart aber: Nicht immer fielen die Suchanfragen in der Region so unverfänglich aus. Meschede und Hagen kommen nach einer schnellen Auswertung der Datenbank des Suchmaschinenriesen etwa zunächst einmal nicht besonders gut weg.
Die Top-Themen bei Google: Drogen, Erotik und Sucht
Laut Google-Statistik war etwa das Interesse an den Begriffen „Drogen“, „Erotik“ und „Sucht“, im Zeitraum von 2004 bis heute, NRW-weit in Meschede am höchsten. Und auch Hagen macht – im wahrsten Sinne des Wortes – eine eher traurige Figur: Der Begriff „Tod“ wurde im selben Zeitraum an der Volme am zweithäufigsten gegoogelt. Kuriose Ergebnisse kann aber auch die Stadt Siegen liefern: Diese führt die Suchen bei den Begriffen „Jesus“, „Gott“ und „Traktor“ an.
Wer nun aber hofft, so manch ein insgeheim gehegtes Klischee über die Nachbarstadt aus den gesammelten Suchanfragen ableiten zu können, liegt allerdings falsch. Denn völlig unkritisch aus den Ergebnissen zu schließen, dass etwa das Sauerland ein Sündenpfuhl sei, die Hagener eventuell einen Hang zur Melodramatik haben könnten oder das die Siegener möglicherweise ein Haufen von religiös motivierten Landmaschinenfreunden seien, wäre ein Fehler. Denn: Unter anderem hat das tagesaktuelle Geschehen bedeutenden Einfluss auf die Suchanfragen. Und auch wiederkehrende Ereignisse, etwa Traktor-Treffen, können die Ergebnisse nachhaltig prägen. Beim Beispiel der Mescheder Suchbegriffe verrät etwa schon die Berichterstattung, dass es in den letzten Jahren mehrere Vorfälle mit Drogen gab – die im ländlichen Raum naturgemäß für besondere Aufmerksamkeit gesorgt hatten.
Google gibt keine absoluten Zahlen preis
Beim Umgang mit den Daten ist auch zu beachten, dass der Suchmaschinenkonzern keine absoluten Zahlen angibt, sondern immer nur das Verhältnis zwischen der Größe einer Stadt und dem insgesamt gemessenen Interesse an einem Begriff bemisst. Das soll der Anonymisierung und dem Datenschutz dienen: „Unsere Tools können nie dazu verwendet werden, individuelle Nutzer und deren Interessen zu identifizieren; sie basieren auf anonymisierten, aggregierten Daten, die erfassen, wie oft bestimmte Begriffe im Zeitablauf gesucht wurden“, erklärt ein Google-Sprecher.
Trotzdem lassen sich die von der Internetfirma erfassten Daten aber durchaus sinnvoll auswerten und geben auch interessante Details über die Region preis. Etwa woher die vielen Niederländer, die die schnell erreichbaren Skipisten in Winterberg traditionell besonders zu schätzen wissen, stammen. Google Trends weiß: Das größte Interesse an dem Begriff „Winterberg“ gab es in den Niederlanden in der Provinz Overijssel, genauer in der Stadt Losser. Eine andere Suchanfrage verrät, dass außerhalb von Deutschland am häufigsten in den USA nach dem Begriff „Warsteiner“ gesucht wurde. Die Braumeister scheinen dabei besonders den Geschmack der Menschen in Oklahoma City zu treffen, denn dort wurden seit 2004 die meisten Suchanfragen nach „Warsteiner“ verzeichnet.
Daten für die Wirtschaft interessant
Was auf den ersten Blick nach einer netten Spielerei aussieht, hat beim genaueren Hinsehen aber auch einen Nutzwert. Die heimische Tourismusbranche nutzt die von der Suchmaschine bereitgestellten Informationen etwa dazu, um die Werbung für eigene Angebote zu optimieren. „Wir analysieren Trends“, sagt Jürgen Fischbach, Marketingleiter des Sauerlandtourismus e.V., der ergänzt: „Allerdings steckt das Thema noch in den Kinderschuhen.“
Erst vor kurzem sei die Analyse aber zum Einsatz gekommen: „Als die Klickzahlen für den Begriff Winter in der Region bei den Googlesuchen abgenommen hatten, haben wir gezielt die Werbemaßnahmen für die Region verstärkt.“ Auf der Homepage und in Werbeanzeigen sei dann darauf aufmerksam gemacht worden, dass die sauerländischen Lifte noch laufen.
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